Wir haben doch Internet?
Dies ist sicherlich eine provokante Fragestellung – aber dennoch wert durchdacht zu werden.
Zunächst: Wir könnten alle Schüler/innen der ersten Klasse vor einen Online-Lehrer setzen, der ein Jahr lang die erste Klasse bedient – und dies ebenso mit der zweiten, dritten, vierten, … bis zur 12./13. Klasse. Was hindert uns daran, die ganzen maroden Schulgebäude und Personal wie Lehrer/innen einzusparen und bzgl. Schulbildung komplett auf ein Online-Angebot zu setzen?
Ganz ehrlich: Was hindert uns daran? Denn dies wird sicherlich irgendwann irgendjemand argumentieren – womöglich vorbereitet mit einer guten Kampagne, evtl. begleitet von einer Art Denunziation des bisherigen Schulsystems, verziert mit den ganzen Argumenten, was am bisherigen Bildungssystem schief läuft. Und da gibt es eine ganze Menge.
Mal abgesehen davon, daß die Schüler/innen nicht von zu Hause aus lernen und weiterhin auch externe Gebäude mit Schulverpflegung, etc. benötigen werden… das Personal könnte sicherlich eingespart werden. Es gibt auch Stimmen, die behaupten, daß sowieso mindestens ein Drittel der Lehrer/innen völlig ungeeignet für den Job und sogar schädlich für die Kinder sind – und eigentlich aussortiert gehören. ZB. Vera F. Birkenbihl argumentierte bereits vor Jahren derart und die wenigsten dürften dem effektiv widersprechen können (außer vielleicht besagtes Drittel). Dies wäre mehr als nur eine Gelegenheit, nur noch die wirklich guten Lehrer/innen in dem Job zu belassen.
Es kommt dazu, daß ein Großteil aufgezeichnet und somit zusätzlich automatisiert werden könnte – und somit nochmals von Jahr zu Jahr immer weniger Personal notwendig wird, um zumindest die Aktualisierungen einzupflegen – und das Online Feedback bzw. Online Communitys zu organisieren.
Und auch hier kann ein System von Online Moderatoren/innen aufgebaut werden, sozusagen Tutoren/innen, die – unabhängig vom Alter und der Schulklasse – einfach in den Fächern begleiten können, wo diese fit sind. Ganz allgemein wird es somit spielend möglich, in einzelnen Fächern, die einem liegen, ein-zwei-drei Jahre voraus zu arbeiten – oder eben auch längere Phasen der zB. krankheitsbedingten Abwesenheit nachzuholen. Auch – und gerade – die Teilnahme am Unterricht von zu Hause zB. in Pandemiezeiten oder Grippewellen wird somit zumindest von der Infrastruktur abgedeckt. Gerade bei Risikopatienten stellt sich sowieso die Frage, ob die Präsenzpflicht rechtlich haltbar bleibt.
Die Haupt-Argumente dagegen:
Um es vorweg zu nehmen, diese Vision ist NICHT mein Ideal-Bild, sondern eher eine Befürchtung!!
Und aus meiner Sicht ist das Hauptargument dagegen, daß Kinder und Jugendliche eben nicht alles online und digital lernen können – sondern, daß es vor allem soziale Kompetenzen gibt, die online schlicht nicht zu vermitteln sind, sondern sogar verkümmern.
Schul-Bildung braucht dringend den persönlichen und mit-menschlichen Kontakt der Kinder sowie Jugendlichen untereinander – mitsamt den Reibungen und gelebten Konflikt-Lösungen. Es braucht zum Lernen die Gemeinschaft, Ab- & Einstimmung, Umarmungen, Freunde, Spiel und Spaß im echten Leben – physisch und zum Anfassen.
Der Punkt ist, daß die gesamte Argumentation für den Aufbau der digitalen Schulbildung letztlich dafür spricht, die sozialen, zwischenmenschlichen Aspekte, das Musische, die Künste, Kreativität, körperliche Betätigung, Schwimmen, Tanzen, Schreinern, Backen, … in den Vordergrund und Alltag des Schulerlebens zu heben. Dies sind sogar die eigentlich zentralen “Fächer”, wenn es um das Lernen selbst geht!
Dies geht aber nur dann, wenn für eine Basis des selbst-organisierten Lernens und wechselseitigen Lehrens wirklich gesorgt wurde.
Und eine Basis dafür könnte die Befreiung der Lern-Medien sein – und zunächst zumindest Lehrpläne, Curriculum, Prüfungsfragen, etc. gemeinfrei zur Verfügung zu stellen.
Di, 07.03.’23 – 09:00 Uhr
“Open Educational Ressources – Freie Lernmedien”
Anmeldung
Di, 07.03.’23 – 10:00 Uhr
“Wozu Schule? Wir haben doch Internet?”
Aktuell eingeladen:
Mirko Drotschmann – Mr. Wissen ²go
Prof. Dr. Christian Spannagel, Uni Heidelberg
David Leopold, Nachhilfe Vermittlung
Anmeldung
Mi, 08.03.’23 – 16:00 Uhr
“Medien der Zukunft – Zukunft der Medien”
Anmeldung
- Was sind die Grenzen und Risiken der Online Bildung?
- Was lässt sich online und digital vermitteln – was nicht?
- Welche Methoden für die online Bildung gibt es?
- Vor- & Nachteile des Frontalunterrichts
- Was sind die Argumente gegen eine rein digitale Schulbildung?
- Warum hat der online Unterricht in der Krise bislang nicht wirklich funktioniert?
- Wie weit sind wir im “Digitalpakt Schule”? Welche Infrastruktur bräuchten wir eigentlich, um die Schulbildung digital zu begleiten?
- Wie muss sich Pädagogik und Lehrer/innen für wirkliche Zukunftsfähigkeit entwickeln?
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